Ok. Ist sicher auch für Mario interessant, wie schnell es einen Anfänger erwischen kann. Drum ist es auch nicht unbedingt OffTopic.
Juli 2002: Vercharterer war damals Pitter in Veruda. Yacht war eine Bav34.
Bei der Bootsübernahme stellte ich fest, dass die Ankerwinsch wackelte. Genauer gesagt, war das "GFK-Brett" auf dem die Winsch montiert ist, zerstört. Die Schrauben teilweise ausgerissen. Das ganze Ding wackelte und hielt keinesfalls noch eine Belastung aus.
Nach Beanstandung wurde die Platte rausgeschnitten und ein Holzbrett eingesetzt. Darauf dann die Winsch montiert.
Obwohl es eine schichtverleimte Platte war, war es mir zu dücnn und ich äusserte heftige Bedenken, ob das Ding denn auch hält. Aber das sei alles "dobro" und "nemma problema".
Als Anfänger hab ich die fachliche Beurteilung zur Kenntnis genommen.

Ich hab aber zum Glück alles fotografiert.
Der Wetterbericht war nicht so schlecht und so sind wir ausgelaufen und haben uns eine gute Bucht gesucht. Der Himmel hatte aber irgendwie eine komische Farbe. Da es aber gerade dämmerte konnte man es nicht so richtig zuordnen. Ich hab in Bucht reingeankert und wollte grad die Landleine ausbringen. Ich setzte mich also ins Schlaucherl. Da merkte ich, dass es plötzlich ruhig wurde. Verdammt ruhig. So ruhig, dass sich alle Haare aufstellten und ich regelrecht spürte, dass da gleich was Massives daherkommt und ich besser wieder hinters Steuer gehen sollte, da die Crew nur aus Anfängern bestand. Schnell zurückgerudert, die Leine reingeholt, Gummisau befestigt und dann......
.....dann kam eine Nevera. Die setzt ja bekanntlich gerne mal mit der allerstärksten Kraft ein und lässt dann nach. Und vorhersagbar ist sie ja auch nicht so wirklich. Der Wetterbericht hat zumindest nichts gesagt. Und genau so wars. Für ca. 15-20 Minuten ging die Welt regelrecht unter. Die Böen schätze ich auf mind. 50 Knoten, der Regen knallte wie Schrotkörner ins Gesicht. Blitz und Donner und meterhohe Wellen. Das volle Programm also.
http://de.wikipedia.org/wiki/Nevera
Der Anker hielt. Das war kein Problem. Das Ankern hab ich beim Skippertraining ja gut lernen dürfen.
Was aber nicht hielt, war die Ankerwinsch. Die Holzplatt brach, die Schrauben rissen aus. Die Winsch wurde rausgerissen und hielt nur noch an den 2 fingerdicken E-Kabeln.
Das war aber nicht das eigentliche Problem. Ein Problem war, dass die Winsch ja nun nicht mehr waagrecht drinnenstand und dadurch auch die Kette nicht mehr halten konnte. Es waren nun statt ca. 15 Meter Kette, plötzlich 50 Meter draussen, wobei sich die letzten beiden Meter um die Winsch wickelten. Und das war natürlich viel zu viel Kette. Wir trieben zu den Felsen und ich sehe sie noch vor mir. Ich hätte rüberspringen können, so nahe waren die. Und natürlich messerscharf, die Dinger. Der Wind war so stark, dass ich mit dem kleinen Motor gerade mal dagegen anhalten konnte.
Da die Crew es nicht schaffte, die Kette zu lösen, stellte ich jemanden ans Ruder und den Gashebel. Der hatte natürlich von solchen Vollgasmanövern gegen den Wind (der immer noch mit voller Kraft blies) keine Ahnung.
Ich lief vor und sah, dass die Kette um die Winsch gewickelt war und das Kettenende mit einem Bändsel am Ankerkasten befestigt war. So gab es kein Entkommen!
Also lief ich um meinen Leatherman, schnitt das Bändsel durch und konnte die Kette von der Winsch lösen und schmiss die Kette über Bord.
Dann waren wir frei. Wir waren zu viert und keiner von uns kann sich bis heute erklären, warum wir da keine Landberührung hatten.
Geankert mit Reserveanker haben wir dann klitschnass und total unterkühlt in einer Nachbarbucht (Banjole) und es war dann wieder eine total ruhige Nacht. Nur noch Wellen errinnerten an den Sturm.
Ich bin überzeugt, dass ohne dem Winschenproblem nichts passiert wäre, da der Anker ja bombenfest gehalten hat.
Das Brett haben die Burschen dann am nächsten Tag gegen eine dicke Aluminiumtafel getauscht. Den Anker haben sie anstandslos raufgetaucht und wir bekamen am Törnende eine Gutschrift (nach einer heftigen Diskussion).
Unterm Strich gesehen, waren wir definitiv in Lebensgefahr. Und das am ersten Tag, beim ersten Törn, mit einer Crew, die noch niemals auf einem Segler waren.
Meine Anfängerfehler:
1. Vertrau niemals den Burschen am Stützpunkt. NIEMALS!
2. Bringe niemals selbst die Landleine aus, wenn alle anderen Anfänger sind und der Himmel eine komische Farbe hat
3. Rechne immer mit dem Schlimmsten