Ueberstellung Alicante Murter

[jeanneau34]

Nach langer Zeit wieder ein Hallo der Komune.
Die Saison ist endgueltig vorbei, so kann ich mich wieder dem Netz widmen.
Habe dieses Jahr mein Boot von Alicante nach Murter ueberstellt.
Wenns interessiert kann ich ja mal darueber berichten.
L.G. den Forumisti
Guenther

[Edwin]

Wenns interessiert kann ich ja mal darueber berichten.

Natürlich interessiert's! !!!

L.G.

Edwin

[Hiermann]

Ja bitte..... Nur her damit!

[Cpt. Honey]

cool freu mich auf den bericht!!!!

[jeanneau34]

Hallo dem Forumsteilnehmern
Anscheinend ist Interesse vorhanden.
Da werd ich mich am Wochenende hinsetzen und schreiben.
Dis dahin
L.G. Guenther

[Cpt. Honey]

oh ja, bitte

[Goeni]

Törnberichte sind immer gefragt.

Goeni

[jeanneau34]

Einen schönen Tag den Forumsteilnehmern.
Da ja doch einige Teilnehmer Interesse bekundet haben will ich heute mal einen Teil des Törnberichtes posten. Am Ende werde ich versuchen einge Fotos hochzuladen.
Also, mein Boot ist eine Jeanneau 34, meine Begleiter, 2 Freunde mit Atlantikerfahrung, sind Ernst der die gesamte Strecke mitmacht und
Heli, der wegen Zeitmangel leider nur bis Catania mitkommen Kann.
Ausgangspunkt war Cabo Roig (ca. 50 Meilen südlich von Alicante).
Die erste Etappe Cabo Roig - Marina "Varadero Alicante" hab ich alleine, bei schönem Wetter aber schwachem Wind hinter mich gebracht.
Liegeplatz gemietet, Krantermin vereinbart (Unterwasserschiff muß gereinigt werden), und Freunde in der Marinakneipe aufgesucht.
Meine Crew kommt erst in einigen Tagen per Flugzeug in Alicante an. Zeit für genauere Törnplanung ist also vorhanden.
Die Theorie sieht wie folgt aus.
1. Teilstrecke Alicante - Altea Ca. 30 Nm die Küste entlang Richtung NO
2. Teilstrecke Altea - San Antonio (IBIZA) 90 Nm
3. Teilstrecke San Antonio - La Rapita (Mallorca) 90 Nm
4. Teilstrecke La Rapita - Cagliari (Sardinien) 310 Nm
5. Teilstrecke Cagliar - Ustica 200 NM
6. Teilstrecke Ustica - Catania (Sizilien) 200 Nm
7. Teilstrecke Catania - Sta. Maria di Leucca 210 Nm
8. Teilstrecke Leucca - Murter (über Albanien ca. 350 Nm)
Das sind dann in etwa 1500 Nm, ich plane dafür in etwa 3 Wochen weil das Wtter in der Theorie ja immer schön ist und der Wind sowiso optimal. (Woher kommt immer dieser Optimismus ??)

Meine Herrschaften, das Mittagessen ruft. Fortsetzung folgt in Kürze.
Bis später
Günther

[jeanneau34]

Einen schönen Tag den Forumistis

Am 12.4.2014 um 17:00 Uhr kommen meine Freunde in Alicante an. Zuerst ins Marinarestaurant, essen, einige Gläser Bier, dann
aufs Boot, erste Besichtigung und Ausrüstungsüberprüfung laufen mit Zufriedenheit ab. Morgen nach dem Frühstück gehts los.

13.4. Nach ausgiebigem Frühstück legen wir um 11:45 Uhr ab. Wetter ist schön aber es ist "Levante" (der an der Küste unbeliebte Ostwind)
angesagt. Kaum sind wir aus dem Hafen raus, blästs auch schon mit Stärke 7 und fast genau von vorne. Meine Freunde wollen zum kennenlernen des Bootes, die erste Etappe ohne meine Beihilfe fahren. Als erfahrene Segler wollen sie es ganz genau wissen.

Mit vollen Segeln, starker Schräglage (Deck im Lee zeitweise 20 cm unter Wasser) und dennoch nur 4,7 Kn Speed laufen wir hart am Wind
Richtun NO nach Altea. Auf Höhe der Stadt "Benidorm" ist´s dann vorbei mit segeln, der Wind hat gegen Nord gedreht. Motor starten, Segel
bergen. Noch 2,5 Stunden bis Altea. Um 18:00 haben wird festgemacht und gönnen uns ein, zwei, drei Bierchen.

Nach der Körperpflege in das Restaurant eines befreundeten Holländers, Abendessen und Vino Tinto.
Zurück auf dem Boot wird noch ein Wachplan erstellt der ab morgen wirksam wird. Zwischen 06:00 und 18:00 Uhr 4 $tunden, von 18:00 bis
06:00 Uhr 3 Stunden Wache.

14.4. Tagwach um 07:00 Uhr. Nach dem Essen noch schnell Proviant einkaufen und an die Tankstelle. Haben jetzt 210l Diesel an Bord, das reicht im Notfall für 70 Motorbetriebsstunden. Um 10:30 legen wir ab. Es ist windstill und neblig. Also unter Motor noch ein Stück die Küste
entlang. Die erste Wache bis 14:00 gehört mir. Um 13:00 Uhr lichtet sich der Nebel, Wind aus SW kommt auf.

Segel setzen, Motor aus.

Wir laufen Richtung Ibiza. 14:00 Uhr Wachwechsel, Heli übenimmt, für Ernst und mich gibts Bier. Wir sind mit den 5 Kn Speed zufrieden,die Arbeit übernimmt der Autopilot. 18:00 Ernst übernimmt die Wache, wir haben den 0-Meridian überquert 38°46,2 N 000°30,4 E.

Wind ist leider nicht konstant, so müssen wir von 19:00 bis 21:30 wieder den Motor bemühen. 21:00 Wachwechsel, ich bin wieder dran.
Position 38°52,2N 000°46,5E. Segel neuerlich setzen. Wir kommen nur langsam voran. Um 23:00 Uhr kommen die ersten Leuchtfeuer der
vorgelagerten Insel "Conejera" in Sicht.

24:00 Wachwechsel Günther->Heli. Vorsicht ist geboten. Die kleinen Inseln umrunden, Durchfahrten
teilweise sehr seicht. Hafeneinfahrt von San Antonio ist wegen der vielen Lichter im Hintergrund nur schwer zu finden. Wir tasten uns vorsichtig heran. In der Finsternis ist das Großseglebergen plöztlich ein Problem, es läst sich nur mit Kraft in den Mast rollen.

Versuche über Funk einen Marinero zu aktivieren ist weder auf spanisch noch englisch erfolgreich. Keine Reaktion. Um 03:00 haben wir
auf eigene Faust einen Liegeplatz gefunden und festgemacht, und siehe da, da ist ein Marinero der sogleich die Hand aufhält.
Noch schnell essen und dann ab in die Koje.

Fortsetzung folgt.
Gruß Günther

[jeanneau34]

15.5.2014
Um 10:00 beginnen wir die Erkundung der Stadt. Um diese Zeit ist in Spanien noch alles recht ruhig. Essen ist gut wenn auch auf Ibiza etwas
teuer. Gegen Mittag wirds dann turbulent. Die meisten Touristen sind junge deutsche oder Engländer, denen man die Anstrengungen der
letzten Nacht noch deutlich ansieht.

Hier möchte ich keinen Urlaub verbringen. Die Marina bietet alles was man sich wünschen kann und kostet € 52,-- pro Tag. Am Nachmittag wollen wir ergründen warum das Groß beim einholen Probleme machte. Segel setzen und, Aua, 20 cm langer Riss vom Unterliek nach oben. Segelmacher suchen. Sind aber alle vollbeschäftigt und können erst in einigen Tagen helfen.

Wir finden dann mit Hilfe der Marinabediensteten aber doch noch einen in ca. 30 Km Entfernung der die Reparatur bis zum nächsten Tag durchführen will. Segel mit dem Taxi hingebracht, die Bürodame ist sehr freundlich und verspricht daß ihr Sohn das Segel bis spätestens morgen 18:00 repariert ans Boot bringt. Die Spanier sind allgemein sehr hilfsbereit. Mann muß ihnen nur sagen daß man zwar deutsch spricht aber kein
Deutscher ist. Austriacos sind ihnen lieber. Hat wohl mit dem Auftreten zu tun.

Als nächstes Liegeplatz um einen Tag verlängern und wieder Kneipentouren. Schönes Wetter und Temperaturen um 27 Grad machen die Wartezeit erträglich.

Fortsetzung folgt
Günther

[Edwin]

Fortsetzung folgt
Günther

Hallo Günther!

Vielen Dank für Deine Berichte - sie sind absolut toll und interessant!

Ich habe mir allerdings erlaubt, bei Deinen Texten Absätze einzufügen, damit das besser lesbar wird. Es wäre schön, wenn Du das bei den weiteren Folgen ebenfalls machen würdest.

L.G.

Edwin

[jeanneau34]

Buenos Dias Companieros
16.4.2014
Der Tag wird mit einkaufen, kalten Getränken, Restaurantbesuchen verbracht. Gegen 18:00 Uhr breitet sich Nervösität aus. Wird das Segel
wirklich heute angeliefert ? Die spanische Pünktlichkeit ist ja bekannt (gefürchtet). Um kurz vor 20:00 Uhr ein Anruf vom Segelmacher,
er steht mit dem Auto vor dem Anleger. Der junge Mann zeigt uns seine Arbeit. Wir sind beeindruckt von der Qualität und zahlen € 180,00
was wir als durchaus fair einstufen. So jetzt aber vorwärts, Segel anschlagen, Motorcheck und aufräumen, wir wollen los.

Um 22.00 Uhr legen wir ab, Ernst hat Wache. Leider Windstille, motoren Richtung NO.
24:00 Wachwechsel, ich übernehme die sog. "Schweinswache" bis 03:00. Position 39°05,7N 001°21,7E vor "Cabo Eubarca", Windstille.
03:00 Ww Gü-> Heli 39°09,7N 001°39,9E Windstille, die Ostspitze von Ibiza liegt jetzt hiter uns.
06:00 Ww H-> Ernst 39°11,4N 001°54,9E leichter Wind aus No aber noch zu schwach, weiter unter Motor.
10:00 Ww E->Gü 39°08,9N 002°12,8E Wind hat aufgefrischt, Motor aus, segel setzten. Die Laune ist sofort bestens. Um den Wind besser
zu nutzen abfallen auf 100°. Später wird der Wind stärker und nördlicher, neuer Kurs 72°.
14:00 Ww Gü->H 39°14,7N 002°34,8E Wind mit 23 Kn aus Nord, das Meer ist bewegt, überall Schaumkronen, das Boot stampft stark,
ist nicht mehr gemütlich. Mallorca ist aber schon einige Zeit in Sicht.
18:00 Ww H->E 39°21,2N 002°50,1E Wind ist unverändert stark. Unser Ziel "La Rapita" ist bereits in Sichtweite.
Um 19:30 festmachen in der Marina. Hafen ist nur zur Hälfte belegt. Alles Charterboote. Sofort ist der Marinabetreiber (ein deutscher)
zur Stelle und FORDERT € 56,00 ohne die Bootspapiere zu sehen und ohne Rechnungsbeleg.?! Die Sanitäreinrichtungen sind bescheiden,
das Restaurant gut und teuer, der Landstromanschluß funktioniert nicht. Erst nach Rklamation und entsprechender Wartezeit können
wir Strom bekommen. Unser Aufenthalt hier wird nur Kurz ausfallen.

Fortsetzung folgt
Günther

[jeanneau34]

16.05.2014 San Antonio - La Rapita
Ich versteh das Erstellungsdatum der Fotos nicht ganz. (11.02.2014) War doch der 16.05.2014. Aber was solls.
Günther

[bachris]

Ich versteh das Erstellungsdatum der Fotos nicht ganz. (11.02.2014) War doch der 16.05.2014. Aber was solls.

Datum auf der Kamera korrekt eingestellt?

[jeanneau34]

Hallo Komune.
@ bachris: Das wirds sein. War die Kamera von Ernst.

18.05.2014 La Rapita (Mallorca) - Cagliari (Sardinien) erste Teilstrecke übers offene Meer ca. 310 NM (in der Theorie)
Nach gutem Frühstück, auffüllen der Vorräte (hauptsächlich Dosenbier), Tankstelle anlaufen. Diesel kostet € 1.52/l.
Um 12:00 legen wir ab. Es ist neblig und es regnet. Unter Motor Kurs 132° bis Pta. Salinas (Süd-Ost-Zipfel von Mallorca).
14:00 Uhr 39°15,7N 003°04,4E, Ernst übernimmt, neuer Kurs 92°, Windstille und Nebel.
18:00 Uhr 39°14,6N 003°26,5E Windstille. so gehts weiter bis zum nächsten Morgen. (Langeweile, sollte sich aber noch ändern)

Um ca. 23:00 Uhr gehe ich an Deck zum rauchen und sehe das Kielwasser hinter uns hellgrün leuchten. Biolumineszenz, ungewöhnlich stark
und eindrucksvoll.
19.05.2014 06:00 Uhr 39°10,2N 004°53,9E ganz schwacher Wind aus NO, klarer Himmel.
14:00 Uhr 39°07,1N 005°46,8E Wind mit 12 Kn aus NO. Segel setzen, motor aus. um 19:00 Uhr schläft der Wind ein. Motor starten.
Während der folgenden Nacht werden wir von einer Delfinschule begleitet. Und wieder hellgrünes Kielwasser.
Weit im Norden beleuchten Blitze den nächtlichen Himmel, Donner ist aber nicht zu hören.

20.05.2014 00:00 Uhr 39°01,8N 006°53,8E ich übernehme die Wache, Fast Windstille, das Meer ist glatt, nur der Diesel stört die Ruhe.
Um 10:00 Uhr Sardinien ist schon in Sichtweite 39°01,8N 007°46,1E. Wir laufen unter Segel auf die "Isola di Sant Antioco" zu. (Süd-Östlich
von Sardinien)
18:00 Uhr 39°03,6N 008°19,5E Kurswechsel auf 145°, Wind hat inzwischen 18 Kn erreicht. Es kommen uns viele Segler entgegen. Alle Richtung
NNW ??.
Um 20:00 Uhr sind wir am Südzipfel von Antioco. Neuer Kurs 110°, vor uns "Cabo Teulada" der südlichste Punkt Sardiniens, Segel bergen.
21:00 Uhr 38°56,1N 008°29,9E ich übernehme die Wache, Die Windgeschwindigkeit ist auf 26 Kn angestiegen. Um 22:00 sind´s bereits
36 Knoten. Das Boot ist nur schwer auf Kurs zu halten. Jede Böe drück den Bug nach Steuerbord weg und nur mit Vollgas kann der Kurs wieder
aufgenommen werden. Ich bin Brillenträger, die Gläser sind permanent voll Seewasser und ich kann werden den Plotter noch den Kompass
lesen. Meine Freunde erlösen mich vorzeitig, wollen aber gegen meine Meinung weiter Richtung Cagliari.
00:00 Uhr 38°55,1N 008°34,8E, Wind 42 Kn aus NE, umrunden von Cabo Teulada ist nicht mehr möglich, Aussage zur Windgeschwindigkeit auch nicht. Die Anzeige bendelt jetzt zwischen 46 und 52 KN.
NW von Cabo Teulada liegt eine kleine Bucht die dur zwei Berge etwas abgedeckt ist. Wenden, die Bucht aufsuchen und dort den Sturm
aussitzen. Wir durchfahren in dieser Nacht die Bucht gefühlte 50 mal. Die zwei Berge stehen etwas auseinander und bilden eine Düse.
Jedes Wendemanöver gleicht einem Ritt auf einem störrischen Pferd.
20.05.2014 06:00 Uhr 38°54,5N 008°36,5E es wird langsam hell, man kann das Chaos jetzt wenigstens sehen. Der Wind hat auf 40 Kn
abgenommen, wir wollen aber noch eine Stunde abwarten und dann eine neue Entscheidung fällen.
Da das Meer dann aber immer noch grausam aussieht und der Wind nicht wirklich schwächer wird, entscheiden wir Richtung NW nach
Antioco zurückzulaufen. Wind kommt jetzt genau aus O, also Rückenwind, verlassen die Bucht, Motor läuft auf Standgas,
Bootsgeschwindigkeit unglaubliche 8,2 Knoten.
14:00 Uhr 39°03,4N 008°28,0E Hafen von Antioco ist erreicht aber leider total voll. Wir suchen einen Liegeplatz und finden keinen.
An einer Tankstelle für Fischereiboote stehen 5 Italiener die uns heranwinken und erklären, daß auf Grund des Wetters die Fischer
nicht arbeiten, die Tankstelle daher den Platz nicht brauchen wird. Sie helfen uns festzumachen, wahrscheinlich sehen wir mitleiderregend aus.

Fortsetzung folgt
Günther