Startpunkt: Vodice
Gefährt: Hunter 326
Crew: meine Frau und ich
Eigentlich wollten wir am ersten Abend schon auslaufen aber irgendwie hat das gemütliche Urlaubsfeeling zugeschlagen und wir sind lieber gemütlich essen gegangen und haben uns in aller Ruhe mit dem Boot vertraut gemacht (meine Frau hat nicht allzuviel praktische Erfahrung und ich bin auch eher noch ein Fastneuling und es war unser erster Solotörn).
Am Sonntag ging es dann gegen halb zehn raus ... ablegen zu zweit - ganz easy (habe zu diesem Zweck eine DVD "Hafenmanöver" gekauft und mehrfach mit meiner Frau zuhause angesehen und besprochen ... scheint sehr geholfen zu haben) .... dann ein bißchen gemütliches Kreuzen zwischen den Inseln bei angenehmen Wind.
Zuerst ich am Steuer und meine Frau an den Schoten - vorher kurze Erklärung und Abstimmung der Reihenfolge der Tätigkeiten - dann bei zunehmender Sicherheit ein Rollenwechsel ... eine Wende ... alles gut gegangen nur das Gefühl für das Steuerrad muß sie erst kriegen.
Dann zweite Wende das Boot dreht über und kommt auch nicht mehr zurück ... meine Frau kurbelt am Rad - es tut sich nichts ... ich übernehme .... nichts ... keine Wirkung aufs Ruder kein Anschlag .... Steuerrad also defekt .... Notpinne raus, in den Wind gedreht und die Segel erstmal eingeholt.
Dann nochmal die Überprüfung der Sachlage, aber Diagnose: Steurrad ausgefallen ... Ok, wir haben ja alle Kontaktdaten des Vercharterers und ich habe mich wegen der besseren Sprachqualität entschieden, das Handy zu benutzen. Kurz erklärt wer, was, wo passiert ist und das Versprechen des Mitarbeiters, daß in einer halben Stunde jemand vor Ort sein werde.
Ok, ich habe dann die Genua ein Viertel herausgeholt und so das Boot an Ort und Stelle gehalten (ok, zumindest halt in dem Bereich, den wir als Treffpunkt angegeben haben) ... dann zum Beruhigen erstmal ein Schluck Bier, ein Buch und warten ....
Nach ziemlich genau einer halben Stunde kam ein Schlauchboot mit zwei Mechanikern angeflitzt die sich sogleich an die Arbeit machten aber da das nicht das übliche System der Kraftübertragung mit Kette war leider vor Ort nichts machen konnten (zerlegt und probiert haben sie einiges). Ok, dann halt zurück in die Marina ... sie würden es dort am selben Tag schaffen.
Ok, so war es dann auch ... wir sind derweilen baden gegangen - ins Meer ~15° - seeehr erfrischend *g*. Als wir zurückkommen bauen die Mechaniker gerade wieder die Steuerung ein und die Chefin entschuldigt sich für das Malheur, bietet uns an, entweder auf ein anderes, größeres Boot umzusteigen oder den Tag finanziell ersetzt zu bekommen. Da wir nicht alles aus- und umräumen wollen, der Tag auch schon fast herum ist, nehmen wir das zweite Angebot an.
Hier ein Riesenlob an die Charterfirma - so ein perfektes und schnelles Service bei einem Problem und ehrlich gemeintes Bedauern der Unannehmichkeiten habe ich bisher nicht erlebt... ok, wir sind ja auch streßfrei an die Sache rangegangen ... was solls, wir haben ja Urlaub.
Es folgte noch eine Probefahrt mit einem Mechaniker der alles auf Herz und Nieren überprüfte und dabei nicht ngerade zimperlich war *g* ... aber gut - so stellt man das Vertrauen in das Boot wieder her.
Nach einem gutem Abendessen gings dann wieder an die Karte und wir haben halt unsere morgige Route festgelegt, dann ins Bett.
Am nächsten Morgen sind wir wieder aufgebrochen und enspannt in Richtung Zirje gesegelt ... zwischendurch das erste Ankermanöver in einer Bucht auf Kaprije ... wieder zuerst alles besprochen und dann so umgesetzt ... meine Frau am Steuer und ich habe den Anker übernommen ... erster Versuch und alles klappte wie im Lehrbuch - das schafft Selbstvertrauen

Auch das Ablegen bzw. Einholen des Ankers war kein Problem ... nur gut, daß ich beim Skippertraining das auch schon mal gemacht hatte und somit die Problematik mit der Kette kannte ... also den Stapel immer wieder nach vorne gestoßen, damit sich die Kette nicht verklemmt. Dann gemütliches Dümpeln unter Segel in Richtung Zirje ... ok, den letzten Teil unter Motor damit man auch noch bei Tageslicht ankommt *g*.
Dort die nächste neue Erfahrung - ein Bojenmanöver ... also wieder wie gehabt - vorher alles besprechen, Ablauf festlegen und dann gings los ... und klappte beim ersten Versuch - zwei strahlende Gesichter (auch wegen der Sonne an dem Tag)

Am nächsten Morgen war ich früh wach und habe zuerst den Wetterbericht geholt (ich hatte ein Laptop samt Datenkarte mit und überall ausreichenden Empfang), dann die Entscheidung ein bißchen schwimmen zu gehen ... hmmm, brauchte schon ein bißchen mehr Motivation als am Tag davor aber einmal im Wasser gings dann (für eine Viertelstunde). Nachdem meine Frau zu den Langschläfern gehört dachte ich, daß das Ablegen bei der Boje ja auch alleine geht und ich halt rausfahre ... wenn sie dann irgendwann aufwacht frühstücken wir halt auf See. Gesagt getan - aber keine zwanzig Meter gefahren - tauchte ein zerknittertes Gesicht im Niergang auf "Was ist denn los ... warum ists denn so laut?". Tja, der Motor war zwar sparsam aber nicht so geräuschgedämmt wie der bei unserem allerersten Törn wo der Skipper und ich auch mal früh abgelegt haben ... naja, wach ist sie ja schon mal, also gabs kurz darauf Frühstück

Dann gings das erstemal über offenes Meer in Richtung Primosten ... hart am Wind segeln war angesagt und es wurde etwas kühler. Kurz vor Primosten abgedreht in Richtung Süden und an Rogoznica vorbei ... Mittagspause gabs dann wieder in einer Ankerbucht (Mala Trogir) .. dann weiter Richtung Osten und in einer Bucht auf V. Drvenik hinter einer Thunfischfarm übernachtet ...
Am nächsten Tag ging es an Solta vorbei in Richtung Hvar wo wir auf der Insel Sv. Klement die Nacht in der Marina Palmizana verbringen wollten ... zuerst wenig Wind und eine Motoretappe was sich aber dann bald änderte ... eine Zeitlang sind wir gut vorangekommen dann hatten wir Gegenwind und keine Lust ewig zu kreuzen also mit dem Motor den letzten Teil der Strecke ... und dann das erste Anlegemanöver am Steg - gehöriger Respekt und beim ersten Versuch ein bißchen zuwenig Rückwärtsfahrt und somit keine Ruderwirkung - also das Ganz nochmal und siehe da ... etwas schief aber ohne Schaden angelegt, die Optik wurden dann mit Muring und Festmachern perfektioniert.
Zum Essen sind wir dann den Weg quer über die Insel zu einem Restaurant geangen, das irgendwie fast schon kitschig aber andererseits auch wieder so angenehm war (leider hab ich mir den Namen nicht gemerkt). Sanfte Musik, der Blick auf eine Ankerbucht ... tolles Essen, gutes Bier (wir waren übrigens die ersten Gäste des Jahres) - ein toller ruhiger Abend.
Das Ablegen am nächsten Morgen ging wieder problemlos ... diemal machten wir zuerst die hinteren Festmacher los und ließen uns von der Muring das erste Stück nach vorne ziehen ... und ab gings Richtung Vodice, der Urlaub neigt sich dem Ende zu. So glatt das Wasser zuerst war, so unruhig wurde es dann gegen neun Uhr ... der Wetterbericht hatte zwar mehr Wind und höhere Wellen angekündigt aber blöderweise hat der Wind zusätzlich auch noch gedreht ... also wieder Gegenwind (das sollte sich den Rest der Fahrt nicht ändern).
Schön langsam wurden die Wellen für unser Boot dorch recht unangenehmen und der Wind auch ganz schön stark ... da ich im Zweifelsfall alle Entscheidungen in Richtung Sicherheit treffe (noch dazu unter den Bedingungen), wurden nach kurzer Zeit die Segel geborgen und der Motor angeworfen ... es folte eine anstrengende Fahrt und die Gewissheit daß die zwei Tage dauern würde ... Mittagspause ließ ich an dem Tag ausfallen und am frühen Nachmittag erreichten wir wieder die Gegend der Bucht mit der Thunfischfarm ... kurze Beratung und wird beschlossen zumindest einmal ein Pause in der Bucht einzulegen, was zu essen, den Wetterbericht anzusehen und dann weiterzuentscheiden. Ich habe gehofft, daß die großen Netzgehege der Thunfischfarm den Wellengang in der Bucht mildern würden und genauso war es dann auch.
Machdem das Boot sicher verankert war kümmerte ich mich um den Wetterbericht und der verhieß nichts Schlimmes aber auch nichts besonders Gutes für diese Gegend ... nachdem es bis zur nächsten Marina (Rogoznica) noch mind. 2-3 Fahrstunden gewesen wären und die Bucht sehr ruhig war, beschlossen wir, zu bleiben ... noch einen Heckanker zur Sicherheit ausgebracht und dann etwas zu essen (Ironie: Nudeln mit Thunfischsauce - vom Thunfisch aus der Dose *g*). Dann noch ein Buch über Wetter auf See durchgeblättert und die Wolken und sonstigen Anzeichen verglichen - ok, es sollte vielleicht regnen aber die Nacht sollte eigentlich ruhig bleiben .... viel geschlafen habe ich trotzdem nicht ... die Unsicherheit war halt da ...
Am nächsten Morgen (das Boot lag noch immer genau am selben Fleck also hätte ich auch ruhig mehr schlafen können aber naja, hinterher sagt sich das so leicht) dann wie erwartet ruhigeres Wasser also schnell ein kurzes Frühstück und dann los .... Leider kam der Wind auch bald wieder und natürlich genau von vorne

Am Nachmittag war dann ein bißchen bummeln in Vodice angesagt und ein letztes gutes Abendessen .... Verabschiedung am nächsten Morgen - wie versprochen die Erstattung des ersten Tages ... und dannn ab ins Auto. Unterwegs beim Tanken fiel mir auf, wie kalt 13° in kurzen Hosen sind *brrr*.
Fazit:
- ein toller lehrreicher, erholsamer und spannender Urlaub
- meine Frau und ich sind ein Spitzenteam (alles heil geschafft und es gab nie Streit oder Unstimmigkeiten)
- und waren zwar gut vorbereitet aber aufgrund mangelnder Praxis auch ab und an unsicher
- der Vercharterer verdient ein Riesenlob - wir kommen wieder
- ich weiß jetzt, daß ein Außenbordmotor auch Luft zum fahren braucht *g* ... und daß die Schraube dafür am Tankdeckel oben drauf war *ggg* ... zumindest -jetzt- weiß ich das

- Kroatien ist nicht mehr so billig wie früher aber zumindest zu dieser Zeit und dort wo wir essen waren auf jeden Fall das Geld wert (ich würde nicht mehr im August nach Kroatien fahren außer vielleicht für ein WE)
Bilder dazu gibt es hier: http://ragen.at/pics/segeln/sail_2005/index.html