@chrigra:
zu dem von dir angesprochenen thema kann man wahrscheinlich einen kompletten artikel für eine segelzeitschrift schreiben.
meine "mooringfresserlebnisse" belaufen sich gottseidank hauptsächlich auf erzähltes oder gesehenes.
mooringabenteuer können von "harmlos" bis "fatal" reichen.
1.) harmlos: mooring gelang in den spalt zwischen ruderblatt und rumpf (leider nicht immer leicht erkennbar), dann reicht die lösung von vorsichtig herausziehen bis zur tauchübung.
oder: mooring verfängt sich im stehenden prop: siehe oben!
abgesehen von der tatsache, dass das boot dabei (im ungünstigsten moment) manövrierunfähig werden kann, ist der direkte schaden eher null.
oder: mooring fängt sich an vorderkante des kiels: "hoppala" und gegebenenfalls im rückwärtsgang rausfahren
2.) fatal: die palette reicht von festgefahrener (und weil kunstfaser auch meist verschmolzener) mooringleine in der welle (dann tauchen und mit stanleymesser befreien) bis zum herausziehen der welle (welle dann häufig verbogen oder hardyscheibe gerissen oder stopfbüchse kaputt oder motor an den silentblöcken vom motorsockel gerissen). motor wird generell abgewürgt, dann ja nich versuchen, durch mehrmaliges starten und gangeinlegen (passiert meist dadurch, weil der skip nich weiß, was passiert is) freizukommen, der schaden potenziert sich dann, kosten können bei "fatal" schon mal in die tausende euros gehen.
dass man eine mooring kappen kann, ohne daß man was merkt, halte ich für ein gerücht (könnte mit einem alkspiegel zusammenhängen

).
es gibt da allerdings so ´ne gemeine zusatzeinrichtung für wellenanlagen (besteht aus einem festsitzenden und einem rotierenden messer auf welle und schaft), die eine mooring oder auch ein fischernetz in kleine fitzelchen zerschneidet ("spaghettiprop"). is aber meines wissens in etlichen ländern verboten...
nicht unterschätzen soll man auch die wirkung eines bugstrahlruders: nachdem es wie eine turbine wirkt, hab ich selbst mal gesehen, wie eine schon gut 1 m unter wasser sinkende mooring angesaugt wurde und durch die abdeckung des bugstrahlruders in das turbinenrad gelangte. schaden war nich groß (abgesehen davon, daß der antrieb des bugstrahlruders ausgebaut werden musste, um einen neuen sicherungsbolzen einzusetzen).
der natürliche feind von antrieben sind aber nich nur moorings, sondern auch nicht weggestaute festmacher, die an deck rumliegen (z.b. als vorbereitung auf eine anlegemanöver). besonders leinen im bugbereich neigen beim hineinfallen in´s wasser unweigerlich dazu, sich den kürzesten weg zum prop zu suchen...
von fischernetzen oder resten davon wollen wir nich reden.
was kann man gegen mooringunglücke vorausschauend tun?
1.) beim ablegen unbedingt den "mooringman" beauftragen, das absinken der eigenen mooring zu beobachten und das ablegemanöver erst dann einleiten, wenn der tampen zuverlässig eine sichere wassertiefe erreicht hat. also stütze durch vorwärtsgang auf die auf slip genommenen achterleinen (vorhandene moorings werden nach hinten weggedrückt), mooring fallen lassen und dann erst raus aus der box.
bei starkem rückenwind und/oder engen boxengassen is auch die verwendung einer auf slip genommenen brustleine (die über einenbugbeschlag eines nachbarschiffes läuft) zu überlegen (fragen beim nachbarbootsskipper, wenn er an bord ist, nich vergessen!)
besteht der verdacht, daß eine mooringleine schon in der box in propnähe is, dann ohne laufende welle an der mooring und wegslippenden achterleinen nach vorne verholen, bis man sicher is, dass prop und ruder frei sind.
beim rausfahren werden die moorings der anderen boote beobachtet, dabei immer die hand am schalthebel, um gegebenfalls sofort den leerlauf schalten zu können. lieber mit stehendem prop in moorings hineintreiben und von anderen booten freihalten und in aller ruhe überlegen, wie man mittels hilfsleinen/beiboot usw. freikommt, als die "fatal"-variante ausprobieren.
2.) beim anlaufen einer box sowenig wie möglich und nur soviel als nötig über heck die box anlaufen (ruder und prop zeigen da nämlich in fahrtrichtung), moorings der anderen boote genau beobachten und vor allem nich sofort hektisch die mooring übernehmen, die einem der marineiro präsentiert. meist genügt eine höfliche handbewegung und der marineiro kennt sich aus, daß er die mooring untenlassen soll. gerüchte, dass marineiros absichtlich die moorings in die nähe des props halten, um ihrem freund dem taucher, ein zubrot zu verschaffen, halten sich hartnäckig...
also zuerst achterleinen raus und am besten zuerst über die luv-achterleine sichern, dann nach vorn eindampfen (um das heck freizuhalten) und erst zum schluss die mooring übernehmen, deutlich von der mittschiffslinie freihalten und belegen.
die weit verbreitete unart, die ausgebrachten achterleinen sofort auf slip zu nehmen, halte ich für zeitverlust, weil wenn man die leinen am steg einigemal um den poller wickelt (so man einen hat) und mit 1 - 2 schlägen sichert der "landmann" schneller zur zweiten achterleine laufen kann und dies dort ebenso machen kann.
für die schönheit (auf slip nehmen, ordentlich aufschiessen usw.) hat man dann noch immer genügend zeit...