Yacht chartern mit einiger Erfahrung am Wasser, jedoch wenig unter Segeln

[kmstepan]

Hallo zusammen!

Ich bin neu hier im Forum und mit meiner Frage hier hoffentlich richtig!

Kurz zu meiner Situation: Ich bin 27 Jahre alt, fahre schon seit vielen Jahren mit Motorbooten unterschiedlicher Größen vor allem an der Westküste Istriens und in Dalmatien im Bereich Murter/Kornaten.
Letzten Sommer habe ich in Istrien einige Stunden mit einem großartigen Segellehrer auf einer kleinen Yacht genommen und war schlichtweg begeistert.

Jetzt plane ich gerade mit meiner Freundin einen recht spontanen Kurzurlaub zu zweit Ende August/Anfang September und da kam die Idee auf, eine Segelyacht zu chartern. In erster Linie geht es uns um ein paar Tage Leben/Wohnen auf dem Wasser und da ist mir ein Motorboot in entsprechender Größe -vor allem auch im Betrieb- zu zweit einfach zu teuer.
Außerdem wäre es eine gute Gelegenheit, das im Vorjahr gelernte zu üben und etwas neue Erfahrung zu sammeln.

Meine Frage also: Wäre es verantwortbar, in meiner Situation eine kleine Segelyacht zu chartern um von Bucht zu Bucht zu fahren und gelegentlich bei leichtem Wind das Segeln zu üben?

Das Kroatische Küstenpatent ist vorhanden und was Wetter und Vorhersagen betrifft kenne ich mich nicht allzu schlecht aus, zum einen aus Erfahrung der letzten Jahre und zum anderen, weil ich beruflich als Linienpilot quasi täglich mit dem Thema konfrontiert bin.

Ich bin gespannt auf verschiedene Meinungen und dankbar für jede Antwort!

Liebe Grüße aus Umag
Karl Maria (eigentlich in der schönen Südsteiermark in Österreich zu Hause ;) )

[aprovis]

Hallo.

MnM kannst du, da du ja langjährige Erfahrung mit Motorbooten hast, auch mit einem Segelboot Motoren. (fährt halt langsamer und ist nicht so wendig).
Wenn wenig Wind ist, Segel setzen.

Vorher ein kleiner Skipperkurs schadet jedoch sicher nicht.
da kann dir Edwin helfen:
https://www.sailornet.at/skippertrainin ... egelyacht/

Auf jeden Fall sich mit den Besonderheiten eines Segelschiffes vertraut machen.

[Indianer]

Sehe ich ähnlich wie mein Vorredner.
Kenne viele die Motoren mit den Charteryachten bei schönstem Segelwind.
Bei den Hafenmanövern wirst Du merken das eine Segelyacht bei gleicher Länge deutlich schwerer als eine Motoryacht ist.
Beim Segeln würde ich ab 10 Knoten Wind nur mit dem Vorsegel operieren. Da hast Du nur ein Tuch um das Du Dich kümmern musst....und das kann man eigentlich auf allen Kursen einrollen.
Damit kannst Du dann auch schon fleißig Manöver(Wenden) üben. So würde ich das machen. Eventuell das Groß wirklich erst dann benutzen wenn ich ein paar Tage geübt habe...und auch nur bei wenig Wind.
Gruß
Wolfgang

[bachris]

Klar kannst du das machen.

Du wirst auch bald feststellen, dass das wichtigste und zugleich das schwierigste das Anlegen und auch das Ablegen ist.
Und du wirst feststellen, dass ein Segelboot sich ganz anders verhält. Du hast eine starre Schraube, du strömst in Vorwärtsfahrt das Ruderblatt an (ausser bei manchen Kats) und du hast viel mehr Länge auf viel weniger PS.

Daher wäre ein Skippertraining welches die An- und Ablegemanöver ordentlich trainiert sehr empfehlenswert.
Alles andere ist nicht so dramatisch, wenn du bzgl Gebiet, Wind und Wetter schon deine Erfahrungen hast.

"Abgerechnet wird an Land", sage ich immer

[gima10]

Du wirst auch bald feststellen, dass das wichtigste und zugleich das schwierigste das Anlegen und auch das Ablegen ist.
Daher wäre ein Skippertraining welches die An- und Ablegemanöver ordentlich trainiert sehr empfehlenswert.

Also da kann ich Bachris (und den Vorkommentaren) nur zustimmen !

Im Idealfall wäre ein Skippertraining sehr hilfreich, Schwerpunkt Hafenmanöver, Drehen am Teller, anlegen usw..
Je nach Größe und Ausstattung der Yacht (kommt drauf an, was du unter kleiner Segelyacht verstehst) hast du NUR EINE Schiffsschraube, max. ein Bugstrahlruder dazu, das hilfreich ist.

Also Ankern und Festmachen an Bojen dürften für dich als erfahrener MoBoot-Fahrer kein Problem sein. Jedoch Manöver im Hafen mit einem Segler erfordern meiner Meinung schon eine gewisse Übung/Erfahrung, insbesondere bei stärkeren Windverhältnissen.

So eine Segelyacht ist durchaus ein "schwerfälliger" Schlapfen im Hafen (je nach Größe), wenn man das so sagen kann und erfordert durchaus vorausschauendes manövrieren, um nicht durch irgend einen Umstand an Fahrt und dadurch Manövrierfähigkeit zu verlieren. Das wäre im Hafen bei Wind fatal !

Solltest du bis zu deinem Urlaub nicht mehr zu einem Skippertraining kommen, würde ich mir die og. Manöver zumindest theoretisch festigen und vor Antritt des Törn einen halben Tag für ein "Üben" an einer geeigneten Stelle (z.B. Mole außerhalb des Hafens) opfern, um die Reaktionen des Schiffes (z.B. Radeffekt) festzustellen.

FAZIT: Ich denke, du kannst dich durchaus darüber trauen. Schönen Urlaub wünsche ich !!

[kmstepan]

Vielen Dank für eure Antworten!
Das klingt ja schon mal ganz gut!
Segeln zunächst nur mit dem Vorsegel wär auch mein Plan gewesen, ich werd mich da langsam rantasten. ;)

Ein Skippertraining wird sich wohl zeitlich bis dahin leider nicht mehr ausgehen, aber der Tipp, die Manöver an einer ruhigen, unkritischen Stelle zu üben ist sehr gut, das werde ich sicher machen! Da spielt ja auch die gute Zusammenarbeit mit meiner Freundin eine wesentliche Rolle!

Was die Größe angeht hätte ich so an 30-34ft gedacht. Ist auch ein bisschen davon abhängig, was man so kurzfristig noch bekommt.

Eine Frage noch zum Chartern selbst: Wird in Kroatien außer dem Küstenpatent noch irgend ein Nachweis verlangt oder hängt das sowieso vom Vercharterer ab?

Danke!

lg
Karl Maria

[Indianer]

Du brauchst noch eine Funklizenz(Österreich weiß ich nicht die Scheine). In Deutschland der SRC.
Zu den Hafenmanövern: Eventuell kannst Du ja die Zeiten so legen, dass wenig Wind in der Marina ist(eher Vormittags...musst halt schauen). Dann hat man einfach mehr Zeit und kann Manöver auch sehr langsam fahren.
Ein Schiff bekommst Du bestimmt noch. Du bist ja nicht unbedingt auf eine Marina festgelegt. Die Größe ist auch okay....kleiner gibt es ja nicht wirklich. Und neuere Boote haben zum Teil auch schon bei unter 35 Fuss ein Bugstrahlruder, das würde Dir bestimmt beim ersten Mal helfen.
Vercharterer möchte ich hier nicht empfehlen - wäre gleich wieder Werbung.
Wäre schön wenn Du danach berichtest.
Viel Erfolg,
Wolfgang

[Willi]

Hallo Wolfgang!!

Das Kroatische Küstenpatent ist vorhanden und was Wetter und Vorhersagen betrifft kenne ich mich nicht allzu schlecht aus, zum einen aus Erfahrung der letzten Jahre und zum anderen, weil ich beruflich als Linienpilot quasi täglich mit dem Thema konfrontiert bin.

Er hat das HRV Küstenpatent da ist Funk Inklusive

[aprovis]

Im kroatischen Küstenpatent ist ja die Funklizenz dabei .

Willi war schneller...

[gima10]

Wäre schön wenn Du danach berichtest.

Ja ! Wär sicher interessant, wenn du berichten würdest! Welche Yacht es geworden ist, die Route an sich und wie es euch gefallen hat

[kmstepan]

Danke für die Info bez. Patent!

Ich werde euch natürlich gerne berichten, wie es war!
Ein Boot zu bekommen ist allerdings doch nicht ganz so einfach, weil ich nicht Samstag-Samstag fahren kann, sondern nur 5-6 Tage ab Donnerstag.
Ich hätte momentan eine Vector 36 im Auge, die eigentlich ganz gut passen würde. Alternative wäre eine MacGregor 26M...als Motorsegler vielleicht gerade zum Anfangen keine so schlecht Alternative, oder? Auch die Tatsache, dass es sich mit Außenborder leichter manövriert als mit starrer Welle und Ruder.
Aber halt doch irgendwie kein richtiges Segelboot und wirkt irgendwie etwas „nackt“.

lg
Karl Maria

[Jugocaptan]

Die Vorposter haben ja schon viel gesagt. Das Genua-segeln gefällt wieder mir nicht ganz!!

Auf fast allen Charteryachten sind Rollsegel die man ja nicht zur Gänze öffnen muss, eben kleiner beginnen, sind ja nicht so viele Leinen.


Ansonsten: einfach machen - schönen Urlaub!!

[bachris]

Die Vorposter haben ja schon viel gesagt. Das Genua-segeln gefällt wieder mir nicht ganz!!
Auf fast allen Charteryachten sind Rollsegel die man ja nicht zur Gänze öffnen muss, eben kleiner beginnen, sind ja nicht so viele Leinen.

JEP
Das sehe ich auch so. Mir kam das "nur mit Genua" auch komisch vor. Zum einen hast du ein instabiles Schiff was Hart am Wind ein ständiges korrigieren erfordert (=luvgierig), zum andern ist mit Rollreffanlage das millimetergenaue Einstellung der Segel möglich, ohne dass jemand vorne herumklettern muss.
Statt nur mit Genua würde ich einfach kleine Segel vorne und hinten nehmen. Und wenn das passt, dann kannst du bei "Hart am Wind" deinen Kurs halten ohne das Ruder anfassen zu müssen oder den Autopiloten zu verwenden. Außer du hast zu viel Welle. Dann muss man steuern.

[kmstepan]

Alles klar, danke für den Tipp!

Werde es nur mit kleinen Segeln dafür vorne und hinten probieren. Am Anfang ohnehin bei nur wenig Wind, damit ich wieder ein Gefühl dafür bekomme!

So wie es aussieht werd ich mich wohl für die MacGregor entscheiden...ist nicht gleich der Sprung ins ganz kalte Wasser sondern mal ein Rantasten, so zumindest mein Gedanke, der hoffentlich nicht ganz falsch ist ;)

lg
Karl Maria

[Goeni]

Ich hatte 10 Jahre lang eine McGregor 26 am Neusiedler See. Fürs Meer würde ich eher ein Bav 30-35 empfehlen.
Verzeiht Fehler besser.
Vom nur Vorsegel Segeln halte ich gar nichts. Lieber früher reffen.

Schönen Törn

Goeni