Scheinbar war ich zu lange vom Neusiedlersee weg

Alles rund um's Bootfahren auf Binnenrevieren (Seen und Flüsse)

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Hbg51
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Scheinbar war ich zu lange vom Neusiedlersee weg

Beitrag von Hbg51 » Freitag 4. September 2009, 02:38

Ich hab vor ca. 45 Jahren vor Podersdorf Segeln gelernt, war jahrelang mit Charterbooten in Kroatien unterwegs und hatte auch ein kleines Boot am Balaton.
Ich bin in meinem Seglerleben Gott sei Dank nie in ernstliche Schwierigkeiten gekommen, hab aber einigen aus solchen geholfen. Es war für mich immer Ehrensache, einem anderen Segler zu helfen. Ich hab nie etwas für Hilfe verlangt, hab höchstens mal ein Bier dafür genommen.
Dienstag Nachmittag hatte ich ein Erlebnis, daß mich über Bootfahrer-„Kollegen“, und den heutigen Sitten nachdenken lässt.
Wir waren mit zwei Booten auf dem Rückweg von Fertörakos und wollten zur Bauminsel (Podersdorfer Schoppen). Ca. 300 Meter vor dem Podersdorfer Strand viel mir ein Katamaran auf, dem seinen Mast von oben gekommen ist. Ich fuhr zu Ihm und fragte, ob ich helfen kann. Er fragte, ob ich Ihn zum Strand ziehen könnte, er und seine Frau hatten nur ein Handpaddel mit. Als ich Ihm gerade eine Leine übergeben wollte brauste ein Surfer in voller Fahrt zwischen uns und rief, daß schon Hilfe verständigt sei und in ein paar Minuten eintreffen würde. Der Kat-Fahrer nahm trotzdem meine Leine und ich schleppte Ihn schon ein Stück, als ein kleines Motorboot mit zwei Personen eintraf. Der Kat-Fahrer fragte, ob die zur Hilfe kommen. Die beiden bejahten dies. Und die nächsten Worte waren „40 Euro“. Der Kat-Fahrer fragte noch, ob ich Ihn für 20 Euro schleppen würde. Ich war sprachlos. Ich war ob des Preises so entgeistert, daß ich abwinkte und sagte, ich will denen nicht das Geschäft vermasseln. Wenn die Sitten am See jetzt so sind, dann kann ich das leider nicht ändern.

Jetzt im Nachhinein ärgert mich die Geschichte immer noch. Ist die Bootfahrer-Kameradschaft wirklich schon so weit gekommen
:ueberl: :ueberl: :ueberl:
Nehmt das Leben nicht so ernst, da kommt Ihr sowieso nicht Lebend raus
l. G. Robert
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Re: Scheinbar war ich zu lange vom Neusiedlersee weg

Beitrag von Hiermann » Freitag 4. September 2009, 07:25

Naja - Robert - ich denke , das hats immer gegeben!!

Seit Menschengedenken gibt es Leute, die die Not anderer zum Geschäft machen, manchmal finden wir es für ganz normal, weil es zum täglichen Leben gehört und bei manchen Fällen sind wir eben ziemlich empört darüber.

Ich hätte ihm als Bootsfahrer-Kollege natürlich auch geholfen - ohne eine Gegenleistung - klar!

Es gibt aber Arbeits- und Rettungsboote am See, welche klarerweise angefordert werden können, die aber ihre Tätigkeit sicherlich nicht gratis anbieten. Das gibts niergends - nicht in der Adria und auch nicht am See. Vielleicht war dies ja so ein extra angefordertes Motorboot.

Aber grundsätzlich hat du schon recht - die Hilfsbereitschaft unter Seglern sowohl am See als auch in der Adria hat in den letzten Jahren sicherlich merkbar nachgelassen.
Nicht woher der Wind weht, sondern wie man die Segel setzt - darauf kommt es an!

Liebe Grüße
Tom
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Re: Scheinbar war ich zu lange vom Neusiedlersee weg

Beitrag von fetznfliaga » Freitag 4. September 2009, 12:12

Ciao Robert!

Ich selbst habe schon 2x Hilfe angenommen. Einmal hat mich ein Gewitter überrascht. Leider waren schon alle guten Plätze zum Ankern weg. Ich bin dann in eine kleine Lücke gefahren und beim Ankern (alleine) hat mich eine Welle leider ein bißchen weiter ins Schilf gedrückt. Die Feuerwehr hat mich frei geschleppt.

Ein zweites mal bin ich als Mitsegler vor Podersdorf auf einer Sandbank aufgelaufen. Da hat mir das Clubschiff geholfen, und wir sind dann in den Yachtclub gefahren und haben die Leute eingeladen.

Ich selbst habe einmal einen Kat geschleppt, ein E-Boot, einmal einen schwimmenden Bootstouristen zurück ins E-Boot geholfen. Manchmal auch nur Hilfe organisiert und in der Nähe geblieben, als ich einen Mast aus der Halterung fliegen gesehen habe.

Man merkt, daß die Leute froh sind über die Hilfe, auch wenn im Streß das Danke schön untergeht. Ich sehe es als selbstverständlich an, daß man hilft. Ich hätte den Kat noch weiter geschleppt.

Liebe Grüße,
Michael
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Re: Scheinbar war ich zu lange vom Neusiedlersee weg

Beitrag von fetznfliaga » Montag 7. September 2009, 10:32

Gestern habe ich einen Kat nach Podersdorf geschleppt. Durch ein Materialversagen ist der Mast aus der Verankerung gerissen worden. War selbstverständlich für mich, daß ich Schlepphilfe leiste. Auch wenn ich dadurch nicht zur Mole West gekommen bin.

Dafür gibt's ja die Dickschiffe am See. ;-)

War übrigens ein Supersegeltag gestern. Konstanter 4-er/5-er, in Böen 6.

Liebe Grüße,
Michael
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Re: Scheinbar war ich zu lange vom Neusiedlersee weg

Beitrag von fetznfliaga » Freitag 24. August 2012, 10:33

Ciao Robert!

Die Geldschlepp-Problematik von 2009 hat nun 2012 auch die Segelprominenz in Neusiedl "abgezockt".

Aber gute Pressearbeit ist nicht gleich gute Medienarbeit. ;-)

Liebe Grüße,
Michael
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Re: Scheinbar war ich zu lange vom Neusiedlersee weg

Beitrag von kiwi » Freitag 24. August 2012, 11:05

...ich denke

erste hilfe zu leisten ist nicht nur cool sondern eigentlich pflicht (egal ob am berg, see od. straße)

wenn man sich aber durch verhalten (fahrlässig etc) selbst in not bringt - wir doch von der heutigen gesellschaft

überall regressiert - oder - michael bitte widersprich mir - was sagen unsere blaulichtfreunde

überraschend ist diese sache am see für mich als aussenstehender aber schon - dort kennt doch jeder jeden
und zu einem in seenot zu sagen an 50er oder ..... find ich schon schlimm -
obwohl reizen würds mich schon mal bei 30 köpf mitn gennacker´- seufz - bleibt wohl andreas hanakamp u co vorbehalten :-D

meint euer wilfried :ueberl:
In 20 Jahren wirst du mehr enttäuscht sein über die Dinge, die du nicht getan hast, als über die Dinge, die du getan hast. Also löse die Knoten, laufe aus aus dem sicheren Hafen. Erfasse die Passatwinde mit deinen Segeln. Erforsche. Träume. Mark Twain

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Re: Scheinbar war ich zu lange vom Neusiedlersee weg

Beitrag von fetznfliaga » Freitag 24. August 2012, 12:32

Ciao Wilfried!

Dieses Thema ist mir schon 2009 sauer aufgestoßen, als Robert den Thread eröffnet hat. Aber jemanden in Not die Hand nicht zu reichen, da möchte ich dann nicht wissen, na ja ... :shock: :shock:

Aber vielleicht sehe ich das ganze nur zu emotional.
kiwi hat geschrieben:...ich denke

erste hilfe zu leisten ist nicht nur cool sondern eigentlich pflicht (egal ob am berg, see od. straße)
D'accord. Man sollte immer helfen, wenn man jemanden in einer schwierigen Situation sieht. Denn nur beim Hinschauen kann man nicht entscheiden, ob vielleicht jemand verletzt ist oder doch keine Hilfe braucht.

In diesem Fall, als 3 gute Segler an Bord waren, ist außer dem Entsetzen, daß der Mast von oben gekommen ist, nichts passiert. Vom psychologischen Ensetzen der "finanziellen Schleppentschädigungsleistung" hinterher (neuseglerisch: post-tow bond syndrome) sind die Segler sicherlich noch traumatisiert.

Der prinzipielle Vertrauensverlust war "halt" zu groß.

Ich habe, wie auch aus diesem Thread hervor geht, des öfteren geholfen. Am See, auf dem Meer. Sogar 2x bei Mastbruch. Egal ob Surfer, Kiter, Segler, Schwimmer, E-Boot-Fahrer oder Ruderbootfahrer. Geht mit einem Dickschiff halt einfacher. Und ich bin auch bei etwas mehr Wind draußen. Da schaue ich auch, ob mir etwas auffällt.
kiwi hat geschrieben:wenn man sich aber durch verhalten (fahrlässig etc) selbst in not bringt - wir doch von der heutigen gesellschaft

überall regressiert - oder - michael bitte widersprich mir - was sagen unsere blaulichtfreunde
Wenn das Lieblingsplüschtier von meiner Tochter gerettet worde wäre, dann ist es selbstverständlich, daß ich die Summe bezahle. Und auch keine Polizei gerufen hätte oder einen Mayday abgesetzt hätte.

Der Adrenalin-Kick ist wieder so ein "neues" Problem. Manchmal ist schnelle Hilfeleistung nicht möglich, weil die Bedingungen zu extrem sind. Aber wenn man schon Extremsportarten betreibt, dann sollte man fit sein, gut ausgerüstet und durchtrainiert sein.

Das war bei den Seglern offensichtlich der Fall. Außerdem waren die Bedingungen nicht extrem. Wenn man als Segler für Weltmeisterschaften oder sonstige Events trainiert, dann kann man nicht immer verlangen, daß man bei Starkwind sofort abgeschleppt wird, weil die Regattaleitung die Starkwindwarnung ignoriert hat. Da hat auch schon einmal der Hagel die Kids im Opti erwischt.
kiwi hat geschrieben:überraschend ist diese sache am see für mich als aussenstehender aber schon - dort kennt doch jeder jeden
und zu einem in seenot zu sagen an 50er oder ..... find ich schon schlimm -
Schaut ganz danach aus, als ob dieses Zusatzgeschäft finanziell recht lukrativ ist. Non olet, sagte schon ein römischer Kaiser.
kiwi hat geschrieben: obwohl reizen würds mich schon mal bei 30 köpf mitn gennacker´- seufz - bleibt wohl andreas hanakamp u co vorbehalten :-D
Mit einer Class 40 sind 25 kn möglich. Mit einer Bav 42 Match liegt die Höchstgeschwindigkeit bei 19 kn nach GPS-Anzeige. Allerdings solltest Du mich da nicht am Ruder haben, denn sonst finden wir uns eingangs in diesem Thread wieder. Mit blankem Entsetzen wegen der Rettungskosten den Kopf schüttelnd.

Jetzt vertschüß' ich mich ins Bade- und Segelwochenende,
Michael
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Re: Scheinbar war ich zu lange vom Neusiedlersee weg

Beitrag von kiwi » Freitag 24. August 2012, 12:53

kiwi hat geschrieben:Jetzt vertschüß' ich mich ins Bade- und Segelwochenende,
Michael
recht hast - schaut ja nach wind aus - ich hab gartendienst :cry:

lg wilfried
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