Hallo an alle!
Dann will ich auch zugeben, daß ich die meiste Zeit in Kroatien nur mit Mini-GPS navigiere, am Tag nicht einmal mit dem. Zwischen Veli Rat und Korcula kenne ich mich - glaube ich - recht gut aus, da brauche nur bei Nachtfahrten eine Navigationshilfe.
Unterschätzen sollte man aber nie, wenn man in einem unbekannten Revier segelt. Da bin ich auch vorsichtiger als in meinem Stammrevier.
Was ich aber an der Navigationsecke praktisch finde, daß man recht viele Sachen unterbringt bzw. daß man sie als Ablage mißbraucht. Auf einem Segler mit Krängung ist das meiner Meinung nach besser, als wenn alles am Salontisch liegt. Spätestens bei er 1. Wende geht etwas kaputt oder fliegt alles im Salon herum. Die Naviecke hat auch den Vorteil, daß Dinge besser geben hinunter fallen geschützt sind, weil die Ränder i.a. bei der Naviecke höher sind. Und außerdem gibt's neben dem Navisitz noch praktische Schapps.
Ich wollte keinen Glaubenskrieg zur Navigation entfachen, sondern nur Meinungen einholen. Eben, würdet ihr ein Segelschiff (> 35 Fuß) ohne Naviecke chartern bzw. kaufen? Oder - so wie ich - das Innendesign bemängeln, weil keine Naviecke vorhanden ist.
Ich selbst halte es bei der Navigation so. Mit je mehr verschiedenen Arten ich Navigation machen kann, desto besser, weil dann erhöht sich die Redundanz. Obwohl ich zugebe, daß bei schwierigen Bedingungen und langen Schlägen Plotter, Logbuch und Karte zugleich geführt werden. Aber das ist eben meine Art der Navigation, die ich niemanden als das Gelbe vom Ei verkaufen möchte. Nochmals, bei Kaiserwetter navigiere ich auch nur zum Spaß oder gar nicht. Logbuch führe ich aber immer am Meer.
Ein weiterer Aspekt - als Argument pro Navigationsecke - für mich ist, daß eine Navigationsecke unter Deck immer wichtiger ist als ein Plotter im Cockpit. Denn nur in der Navigationsecke habe ich in schwerem Wetter oder bei 25° Krängung und 3 Meter Welle die Möglichkeit, einen Kurs abzusetzen bzw. Informationen einzuholen. Also Wetter ablesen, Funk abhören, Hafeneinfahrten festlegen, Einstellungen am lotter vornehmen, Manual lesen, etc. Und auch die Ruhe, daß ich die Informationen auch abschätzen und in Erwägung ziehen kann, ohne wegespült zu werden. Daß ich bei langen Schlägen (Ecker-Cup) als "elektronischer" Navigator die einzelnen möglichen Kurse abgesteckt habe und die Zeit ETE berechnet habe, war aufwendig. Nur mit Karte wäre ich da niemals aus der Naviecke weg gekommen. Ein weiterer Vorteil der modernen elektronischen Navigation ist, daß man das Schiff besser optimieren kann, daß Routingprogramme die zeitaufreibende Arbeit von früher in Sekunden erledigen. Auch sonst ist die Aufbereitung der Daten dermaßen gut, daß man kaum noch die Hintergründe wissen muß (Radar mit ARPA, AIS)
Aber back to the topics. Es geht nicht um elektronische Navigation gegen Zibl3 mit Karte, sondern ob man sich eine Navigationsecke wünscht oder nicht. Und für mich gibt ja mehr als einen Grund, eine zu haben.
Allerdings warne ich auch vor einem. GPS ein, Hirn aus.
Hoffe, daß sich die Meinungen wieder beruhigen.
Liebe Grüße,
Michael
Besser Segeleuphorie statt Midlife-Crisis. Besser Segelgroßmacht als Fußballzwerg.